Die Stärke des smart forfour ist seine Länge. Bei 3,50 Metern passt der Kleine überall rein und lädt trotzdem ordentlich ein. Ein Schnelltest in sechs Gängen.
Berlin – Wer smart sagt, meint fortwo. Denn das ultimative Stadtauto kann etwas, was kein anderes Auto auf dem deutschen Markt kann: Es passt in eine Drei-Meter-Nische. Trotzdem versucht Daimler, das Erfolgsrezept zu strecken, zum zweiten Mal. Ob das funktioniert?
ERSTE GANG: DIE BASIS
Während der alte forfour auf dem Mitsubishi Colt basierte, arbeitet Daimler beim neuen Modell mit Renault zusammen. Und zwar sehr eng. Sowohl forfour als auch der Renault Twingo werden im slowenischen Novo Mesto gebaut. Auf dem gleichen Band. Beide mit Heckmotor. Beide mit Antrieben von Renault.
Während die beiden Kleinwagen technisch sehr viel gemeinsam haben, gibt es optisch keinerlei Ähnlichkeit. Der forfour sieht aus wie ein langgestreckter Fortwo, mit markentypischer Tridion-Sicherheitszelle, riesigen Scheinwerfern und der neuen Knubbelnase des Modells. Ob das dem forfour steht? Das muss jeder für sich beantworten. Klar ist, dass der neue forfour im Gegensatz zum alten tatsächlich ein wenig so aussieht wie sein kleiner Bruder.
ZWEITER GANG: DAS BESTE
Bei einer Fahrzeuglänge von 3,50 Metern brauchen wir nicht lange nach dem Besten am forfour zu suchen. Vier Sitzplätze, vier Einkaufstüten und ganz wenig Parkplatzsorgen. Letzteres liegt an den Abmessungen und an der Konstruktion. Denn dank des Heckmotors und viel Platz an der Vorderachse schafft der smart einen Wendekreis von 8,95 Meter. Zum Vergleich: Der VW Up braucht für eine Wendung 9,8 Meter. Wer diese Zahl zu theoretisch findet, dem sei gesagt: Mit dem forfour macht Kreise ziehen auf dem Asphalt wieder so viel Spaß wie früher mit der Malkreide.
Eine weitere Besonderheit des smarts: Der vergleichsweise hohe Fahrzeugboden, unter dem der ziemlich kleine 28-Liter-Tank ruht. Beides hat der forfour vom fortwo geerbt. Davon und von der einzigartigen Wendigkeit einmal abgesehen, unterscheidet sich der forfour jedoch kaum von anderen Kleinwagen dieser Größe. Für lange Strecken und große Einkäufe ist er genauso wenig geeignet wie für eine Runde auf dem Nürburgring.
DRITTER GANG: DAS SCHWÄCHSTE
Ein Stadtauto sollte übersichtlich sein, schließlich muss man sich die Straße mit vielen anderen Verkehrsteilnehmern wie Radfahrern und Fußgängern teilen. Doch beim Smart forfour versperrt die wuchtige und durchgängige Kopfstütze des Beifahrersitzes in Kombination mit der breiten C-Säule den Blick nach hinten rechts. Beim Einparken helfen Sensoren und eine Rückfahrkamera, beim Rechtsabbiegen nur ein gemäßigtes Tempo.
Der zweite Kritikpunkt betrifft den schrillen Innenraum mit den vielen bunten Stoffen. All das sieht zwar toll aus, doch vor allem bei starker Sonneneinstrahlung riecht es so künstlich wie es aussieht. Da hilft nur: Fenster auf.
VIERTER GANG: DAS ÜBERFLÜSSIGSTE
Fast nirgendwo sonst macht eine Sprachsteuerung so viel Sinn wie beim Autofahren. Und die beim Smart forfour funktioniert sogar richtig gut. Auf Anhieb versteht der Computer, wo ich hin möchte. Doch während das Navi meine manuell eingegebene Adresse ohne Probleme findet und ansteuert, erklärt mir der Sprachcomputer mehrfach, dass es in meiner Straße meine Hausnummer nicht gibt - und die meines Nachbarn ebenfalls nicht.
FÜNFTER GANG: DAS WISSENSWERTE
Unser Testwagen fuhr mit dem 0,9-Liter-Turbomotor, den es auch im Renault Clio gibt. Der Dreizylinder leistet 90 PS und hat mehr Temperament, als man beim Blick auf die technischen Daten vermuten würde. Er reagiert schnell auf die Bewegungen des Gaspedals und hat genügend Feuer, um die Nadel des Drehzahlmessers tanzen und den Smart mit Schwung durch die Stadt fliegen zu lassen.
Trotz der dafür notwendigen hohen Drehzahl und den vielen Bewegungen am Retro-Renault-Schalthebel des Fünfganggetriebes hört man von dem kleinen Turbomotor nur wenig. Das liegt daran, dass er gut abgeschirmt unter dem Kofferraum arbeitet. Wer sich nun Sorgen um seine Tiefkühlpizza macht: Keine Sorge. Auch hier hat Daimler gut gedämmt. Während Geräusche und Hitze nicht gemeinsam mit der Drehzahl steigen, tut dies der Verbrauch sehr wohl, und zwar von theoretischen 4,3 auf praktische 7,3 Liter je 100 Kilometer.
Wer viel Geduld mitbringt, der kann den forfour auf bis zu 165 km/h beschleunigen. Damit der kleine Knubbel dabei auch in der Spur bleibt, stattet Daimler den Kleinwagen mit einem serienmäßigen Seitenwindassistenten aus - und den hat er auf der Autobahn aufgrund des kurzen Radstandes und er vergleichsweise hohen Karosserie tatsächlich auch nötig.
SECHSTER GANG: DAS BESONDERE
Im Kleinwagensegment gibt es aktuell kein anderes Auto mit Heckmotor. Doch bei einem Radstand von 2,49 Metern und einem 90-PS-Motor geht es nicht ums Driften, es geht um Platz - im Innen- und im Kofferraum. Die Sitze des Smart fallen auf allen vier Plätzen sehr schmal aus. Vor allem hinten sollte niemand mit breitem Kreuz oder ausladenden Hüften längere Zeit sitzen müssen.
Generell gibt es im forfour nicht sonderlich viel Platz, doch dafür nutzt Daimler jede Ecke. In das Gepäckfach passen regulär 190 bis 350 Liter (zum Vergleich: beim VW Up sind es 213 bis 959 Liter). Doch mit den optionalen Ready-Space-Sitzen (275 Euro) kann die Sitzfläche der Rückbank um 180 Grad gedreht und gleichzeitig abgesenkt werden. Das schafft ordentlich Platz für große Pflanzen oder zusätzliche Kartons und schützt gleichzeitig die Polster vor Blumenerde und anderem Schmutz.
FAZIT
Der alte forfour war ein Flop. Deshalb versucht Daimler nun, so viel wie möglich vom erfolgreichen fortwo in den Viersitzer zu übertragen. Das funktioniert vor allem beim Wendekreis, auch das Design schafft eine große Nähe zum Zweisitzer. Beim kleinen Tank unter dem Fußraum und der Übersicht nach hinten wird es schon schwieriger – und beim Finden einer erfolgversprechenden Lücke verpasst der forfour den wichtigsten Kaufgrund für einen smart komplett.
TECHNISCHE DATEN SMART FORFOUR:
0,9-Liter-Benziner (Turbo)
Leistung: 66 kW/90 PS
max. Drehmoment: 135 Nm
Vmax: 165 km/h
0-100 km/h: 11,2 s (manuell)
NEFZ-Verbrauch: 4,3 Liter/100 km
CO2-Ausstoß: 99 Gramm/km
Länge: 3,50 m
Breite: 1,67 m
Höhe: 1,55 m
Radstand: 2,49 m
Wendekreis: 8,65 m
Leergewicht: 995 kg
Kofferraum: 190 bis 350 l
Tank: 28 l
Preis: ab 12.540 Euro